Wir sind sehr dankbar für den großen Erfolg, den wir über die Jahre mit unserer Bibliothekssoftware ps-biblio erzielen konnten und möchten unseren kleinen Beitrag zu Bildung und Leseförderung leisten. Wir möchten dabei jenen helfen, die in weniger privilegierten Gegenden der Welt nur unter widrigen Bedingungen Zugang zu Büchern und Bildung haben und derzeit besonders unter den Auswirkungen der Pandemie zu leiden haben. Mit unserem Hilfsprojekt „Eine Bibliothek für Kambodscha“ möchten wir Frauen, Mädchen und Familien bei der Bildungs- und Leseförderung unterstützen.

Warum gerade Kambodscha?

Buddhistischer Mönch zeigt uns seine Schule (2011)

Exakt zehn Jahre ist es her, dass meine Frau und ich im Zuge einer Kambodscha-Rundreise auch in Siem Reap Halt machten. Angkor Wat , die größte Tempelanlage der Welt war das Ziel. Obwohl Siem Reap ein wichtiges Touristenzentrum in Kambodscha ist, ist es eine der ärmsten Provinzen des Landes. Auf unserer Reise begegneten wir großem persönlichen Engangement und gleichzeitig großem Bildungshunger. Da war unser Reiseführer, der den Kindern in seinem Dorf ehrenamtlich Englisch beibrachte. Wir begegneten einem Mönch, der uns seine bescheidene Schulbibliothek zeigte, die er unter widrigen Umständen errichtet hatte – und da gab es Kinder, die im Schatten der Tempel mit Schiefertafeln Englisch lernten. Gleichzeitig begegneten wir vielen Kindern, die auf der Straße Getränke, Souvenirs und Obst verkauften. Viele Eltern sehen kurzfristige Einkommenschancen und schicken ihre Kinder eher auf die Straße als in die Schule. Auch die allerkleinsten sind mit dabei.

Die berühmten Tempelanlagen von Angkor Wat (2011)

Der Zufall will es, dass Martin Hablitzel, ein guter Schulfreund von mir, einige Jahre später nach Siem Reap auswanderte und dort inzwischen sehr gut in der NGO-Szene vernetzt ist. Unser Wunsch zu helfen traf somit auf den gut informierten Kontaktmann vor Ort. Zunächst hat Martin auf unseren Impuls hin Organisationen gescoutet, die im Bereich Bildung und Women Empowerment aktiv sind. Wir haben uns dann gemeinsam schnell für das Women’s Resource Center (WRC) entschieden, da sowohl die Zielgruppe als auch das Förderkonzept zu unseren Vorstellungen passten.

Das Woman Resource Center in Siem Reap

Das WRC dient in erster Linie als Anlaufstelle, bei der Frauen in einem sicheren Umfeld Fragen zu allen Aspekten ihres Lebens und des Lebens ihrer Kinder stellen können. So bietet das Zentrum unter anderem Hilfe bei Fällen von häuslicher Gewalt an. Die geschulten Mitarbeiter:Innen unterstützen und beraten, um diesen Frauen zu zeigen, wie sie ihre jeweilige Situation am besten angehen.

Durch Bildungsworkshops zu den Themen Frauengesundheit, Frauenrechte und Gender, Elternschaft und finanzielle Kompetenzvermittlung kann das WRC Frauen helfen, Selbstvertrauen zu erwerben, das sie benötigen, um ihr Leben zum Besseren zu verändern.

Martin hatte den Kontakt mit der Leiterin des Woman Resource Centers aufgenommen. Nach mehreren Videotelefonaten hatten wir uns dann auf das Vorhaben und die Modalitäten geeinigt: den Bibliotheksbetrieb im Women’s Resource Center zu unterstützen und zu erweitern.

Nach weiteren unzähligen Telefonaten zwischen Deutschland und Kambodscha und nach insgesamt einem Jahr Vorbereitungszeit war das Projekt „gelauncht“.

Situation von Frauen, Covid und die wirtschaftliche Situation

Aber wie steht es eigentlich um die Bildung vor Ort? Die grundsätzliche Situation für Frauen und Familien hat sich ambilvalent entwickelt. Zum einen wurden langfristig  im Bereich Bildung, der ein zentrales Anliegen von Familien ist, große Fortschritte erzielt.
So wurde im Zensus 2019 eine Alphabetisierungsquote von 87,7% festgestellt (nach 77,6% 2008).

Neue Khmer Literatur im neuen Regal

Allerdings hat Covid-19 mit seinen Lockdowns dazu geführt, dass die Schulen in den Jahren 2020 und 2021 mehrere Monate geschlossen waren und somit kein Präsenzunterricht möglich war. Grundsätzlich wurde ein Angebot via Fernunterricht aufrecht erhalten und Lehrer:innen sandten Lernmaterial und Hausaufgaben digital oder machten Hausbesuche bei den Schüler:innen. Nichtsdestotrotz ist ein signifikanter Rückgang der Lehrqualität zu beobachten. Zum einen wegen Infrastrukturproblemen, wie Zugang zu digitalen Plattformen / Computern / Smartphones, zum anderen machte es der Einfluss von Covid-19 notwendig, dass viele Schüler:innen angefangen haben zu arbeiten, um das verlorene Haushaltseinkommen zu kompensieren,  und somit für Bildungsangebote kaum erreichbar waren.

Neben den wirtschaftlichen Folgen, die dem Rückgang des Tourismus auf null geschuldet sind, was wiederum für Zehntausende Menschen den Wegfall von Einkommen bedeutete, fielen auch in Siem Reap viele Angebote für Frauen und Familien in prekären Situationen durch die Lockdown-bedingte mehrmonatige Schließung des WRC weg. Der Rückgang von Einkommensmöglichkeiten und der pandemiebedingte Einbruch der  Unterrichtsqualität hat auch weitere Probleme mit sich gebracht, wie eine Zunahme von häuslicher Gewalt.

Inzwischen sieht es jedoch so aus, als wäre das Covid-19-Tal – zumindest in Kambodscha – durchschritten. Mit einer Impfquote von über 80% und fallenden Infektionszahlen stimmen die Aussichten optimistisch.

Unser Beitrag

Auch das WRC ist seit ca. vier Monaten wieder geöffnet (Stand Ende Januar 2022) und kann als sicherer Hafen für seine Klientel fungieren. Und das ist eine gute Nachricht! Neben Krisenintervention leistet das WRC auch wichtige Bildungsarbeit durch verschiedene Kurse, das zentrumseigene Haus der Familie und die Bücherei.

Die Bibliothek nimmt ihren Betrieb auf.

Mit unserem bescheidenen Startbeitrag von 500 US Dollar ermöglichten wir dem WRC die Anschaffung von Bücherregalen, einem soliden Grundstock an ausgewählter Literatur in der Landssprache Khmer sowie einem Mitteleinsatz, mit dem das Gehalt einer Bibliotheksmitarbeiterin für einige Monate bezuschusst werden konnte.

„Für das nächste Jahr planen wir den Ausbau unserer juristischen Beratungsleistungen für Frauen und hoffen, dass unser Zentrum wieder mit voller Kapazität läuft, nachdem wir dieses Jahr pandemiebedingt längere Zeit schließen mussten, so dass wir Frauen helfen können ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Wir freuen uns, dass paidosoft hierzu einen wertvollen Beitrag leistet“, so Pisey Khim, geschäftsführende Direktorin des WRC.

Auch wir freuen uns, dass wir unseren Teil zum so wichtigen Angebot des WRC beitragen können, und planen ein langfristiges Engagement. Nach dem erfolgreichen Büchereiprojekt im vergangenen Jahr sind wir momentan dabei, mit dem WRC zu diskutieren, wie wir die Kooperation im laufenden Jahr fortführen können.

Auch Sie haben die Möglichkeit, dem WRC mit einer Spende direkt zu helfen. Die Düsseldorfer W. P. Schmitz-Stiftung unterstützt das WRC seit mehreren Jahren und hat sich freundlicherweise bereit erklärt, alle Spenden unmittelbar ohne Abzug weiterzuleiten. Gespendet werden kann über folgende Kontoverbindung:

Kontoinhaber: W. P. Schmitz-Stiftung
Bank: Stadtsparkasse Düsseldorf
IBAN: DE13 3005 0110 1005 5305 95
Kennwort: WRC / paidosoft

An dieser Stelle möchten wir ganz herzlich unserem langjährigen Freund Martin danken, ohne dessen unermüdliches Engagement dieses Projekt und dieser Blogartikel nicht möglich gewesen wäre!

Wir werden Sie weiterhin über unsere Kooperation auf dem Laufenden halten.